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Das Smartphone und seine Nebenwirkungen

(Bilddatei Quelle von einer Mutter eines ehemaligen Patienten in einem Kunstmuseum gemacht. )

Das Bild ist bezeichnend für die Entwicklung des Smartphone  – Konsums in der heutigen Zeit. Die Gruppe von Kindern schaut gebannt auf das Smartphone, ohne seine Umgebung im Geringsten wahrzunehmen. Im Hintergrund ist ein berühmtes Gemälde von (vermutlich) Rembrandt zu sehen. Dies ist jedoch nicht von Belang. Es müssen schon überaus starke Reize in der Umgebung sein, die den Blick der Kids noch vom Smartphone abwenden lassen. Smartphone – Süchtige werden unabhängig vom Alter als Smombies bezeichnet.  Smombie ist das Jugendwort des Jahres 2015 und ist eine Mischung aus Smartphone und Zombie = Smombie!

Das Smartphone nimmt bei den Kids/Jugendlichen mittlerweile so viel Zeit ein, dass kaum noch Zeit für andere Dinge übrig bleibt. Anstatt sich zu unterhalten, wird auf ein Display geschaut bzw. wird sich häufig ausschließlich nur noch darüber verständigt. Persönliche Kommunikation untereinander verkümmert immer mehr. Die daraus resultierenden Folgen sind gravierend. Fast jedes dritte Kind leidet bereits unter sozialen Kompetenzdefiziten, Tendenz steigend. Und das ist bei Weitem nicht alles.

Im Folgenden mehrere Beispiele, die aus diversen wissenschaftlichen Untersuchungen zum schädlichen Konsumverhalten von Smarthphones gemacht wurden. Insbesondere Herr Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer (Buch: „Digitale Demenz“ von 2012) vom Universitätsklinikum Ulm ist eine von mir sehr geschätzte Koryphäe auf dem Gebiet der Smarthphone-Forschung. Jener fand heraus, dass der schädliche Konsum von Smarthphones bei jungen Menschen „die Gehirnentwicklung, die Aufmerksamkeit, das Lernen und damit die Bildungskarriere“ (Spitzer, Nervenheilkunde, S.97) erheblich negativ beeinflusst. Und dies „wirkt sich wiederum negativ auf die Gesundheit aber auch auf deren Einkommen sowie die Lebenszufriedenheit und das Glück der nächsten Generation aus“ (ebd., S.97). Und das ist nicht alles. Man geht heute davon aus, dass eine Reihe von psychischen Störungungen mit der schädlichen Nutzung von Smarthphones verbunden sind. So ist nachgewiesen, das Smarthphones zu Sucht, Depression, Angststörungen, patholog. Einsamkeit, Schlafstörungen (und dadurch übermässige Tagesmüdigkeit), übermässiger Alkohol- u Tabakkonsum, Stress, Aufmerksamkeitsstörungen, vermehrte Aggressivität und eine Verminderung der Lebenszufriedenheit führen. (vgl. Spitzer, Nervenheilkunde, S.95 – 97) Mittlerweile ist die Zahl der Verkehrsunfälle durch illegale Handynutzung (= Ablenkung) im Straßenverkehr drastisch angestiegen.

Quelle: https://uhrforum.de/lustige-bilder-videos-fotos-witze-t386-686

Wann fängt nun schädlicher Gebrauch an? Ich schlage Ihnen folgenden Selbsttest vor. Lassen Sie mal bewusst ihr Gerät von Freitag 20 Uhr bis Montag 12 Uhr ausgeschaltet und schauen Sie, was mit Ihnen selbst passiert. Spüren Sie vielleicht den unnachgiebigen Drang, zu schauen, wer Ihnen wohl eine Nachricht geschrieben hat. Oder müssen Sie unbedingt etwas Anderes mit ihrem Handy erledigen? Oder halten Sie es problemlos aus, das Gerät mal auszulassen? Letztes wäre sehr gut. Und bezogen auf Ihr Kind. Nehmen Sie doch einfach mal ihrem Sprössling das Smartphone weg, sagen wir erstmal für einen Tag? Oder schlagen Sie vor, er oder sie könne es mal für einen Tag ausschalten! Schauen Sie einmal, was dann passiert. Schaltet ihr Kind sein Telefon ohne Weiteres aus und genießt die Smarthphone freie Zeit. Oder rastet es aus und verweigert die Herausgabe bzw. das Abschalten?

Zeigt ihr Kind bereits diverse Symptome, wie einseitige Beschäftigung nur noch mit dem Smarthphone, vernachlässigt es alles andere dafür. Wird es aggressiv, wenn Sie das Smarthphone wegnehmen?

Schädlichen Gebrauch in Zahlen: Einer britischen Studie zu Folge führt die Nutzung von Facebook junger Menschen von mehr als drei Stunden täglich zu einer Verdopplung der Wahrscheinlichkeit später an einer Depression zu erkranken. (vgl. Spitzer, Nervenheilkunde, S.96)

„Etwa 90 % der jungen Smartphone Nutzer sind in der Stunde vorm Schlafengehen nochmals in Facebook oder WhatsApp, lesen SMS-Nachrichten, checken Mails oder spielen Spiele und stören damit ihre nächtliche Melatoninfreisetzung, was wiederum in weniger Schlaf und einer verstellten inneren Uhr am anderen Morgen – und damit in mehr Müdigkeit in der Schule – resultiert.“  (Spitzer, Nervenheilkunde, S.95)

Je abhängiger man vom Smartphone ist, desto größer die Denkstörung. (vgl. Spitzer, Nervenheilkunde, S.590)

Ein Abschlusswort: Mir geht es hier in meinem Beitrag nicht darum, das Smarthphone zu verteufeln. Es ist eine durchaus nützliche und sinnvolle technische Anwendung, die ich selbst natürlich auch nutze. Mir geht es hauptsächlich um Aufklärung über schädlichen Konsum, da ich bereits seit Jahren die Folgen dieses schädlichen Gebrauchs und deren anhaltende Negativentwicklung in meiner Praxis bei einer Vielzahl von kleinen und größeren Patienten miterlebe.

Mein Tipp:  Bringen Sie ihrem Kind und sich selbst also einen bewussten (selbst-) verantwortungsvollen Umgang mit dem Smarthphone bei, was z.B.  auch den regelmässigen Verzicht auf die Nutzung des Geräts einschließt.

Autor: MH

Genutzte Quellen:

Spitzer, Manfred: „Smarth Sheriff gegen Smombies“ in: Nervenheilkunde. 3/2016. S. 95 – 102. Schattauer

Spitzer, Manfred: „Die Smarthphone-Denkstörung“ in: Nervenheilkunde. 8/2017. S. 587 – 590. Schattauer