Warum eine Therapie?

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Wer wünscht sich manchmal nicht, seine Probleme einfach weg zu pusten, wie die Samen bei einer Pusteblume. Bei der Pusteblume funktioniert das sehr gut. In der Realität ist es oft nicht so einfach, wir müssen lernen, unsere Alltagssorgen angemessen zu bewältigen. Bei kleinen Schwierigkeiten muss man nicht gleich zu einer professionellen ärztlichen Beratungsstelle gehen, um sich Hilfe zu holen. Aber aus einem kleinen Kratzer kann eine große Wunde werden, die sich entzündet und später durch aufwendige medizinische Verfahren behandelt werden muss. Auch bei psychischen Störungen aller Art beginnt es häufig relativ harmlos. Wissenschaftliche Studien zeigen auf, dass bereits der Einfluss der Mutter während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind erheblich zu dessen weiterer körperlicher und psychischer Entwicklung beitragen kann, z.B. durch erhöhte Stressbelastung, Nikotin- oder Alkoholmissbrauch und andere. Dadurch können Entwicklungsdefizite bei Kindern und Jugendlichen enstehen. Diesen gilt es durch gezielte Maßnahmen vorzubeugen. Ein Beispiel: Eine Mutter raucht während der Schwangerschaft 6 Zigaretten (tgl. eine Zigarette reicht bereits aus). Dadurch steigt das Risiko für eine Ausbildung einer Hyperkinetischen Störung (Zappelphilipp-Syndrom) bei dem ungeborenen Kind bereits um das 4-fache an. Das bedeutet erste Schritte zur Vermeidung von Entwicklungsdefiziten beim Kind können bereits während der Schwangerschaft erfolgen. In dem Beispiel müsste die Mutter einfach nur mit dem Rauchen aufhören.  So einfach wie hier ist es natürlich nicht immer und meist kommen die Eltern mit ihrem Kind erst dann in meine Praxis, wenn bereits sprichwörtlich „das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist!“. Trotz dessen kann eine Therapie natürlich auch in einer solchen Verlaufsphase einer behandlungsbedürftigen Problematik sinnvoll sein.

Nun ein Beispiel: Wenn Ihr Kind sich ein Bein bricht, dann werden Sie umgehend dafür sorgen, dass es fachärztlich in einem Krankenhaus behandelt wird. Das Bein wird geschient und wenn nötig operiert. Haben Sie selbst Zahnschmerzen, dann überlegen Sie vermutlich nicht sehr lang und gehen bereits nach kurzer Zeit zum Zahnarzt, um sich angemessen behandeln zu lassen. Bei seelischen Problemen zögern einige Menschen zunächst häufig. Sie stellen sich die Frage, warum Sie einen Psychotherapeuten aufsuchen sollten, denn schließlich können ihre Probleme ja in der Familie gelöst werden. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Aussage sicherlich zutreffend.

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Ab wann benötigen Sie professionelle Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung Ihrer Probleme. Wann benötigt Ihr Kind bzw. der Jugendliche professionelle Hilfe?

Antwort: Insbesondere bei behandlungsbedürftigen seelischen Störungen sollten Sie nicht lange zögern, einen Psychotherapeuten aufzusuchen.

Woran erkennen Sie, ob eine Auffälligkeit behandlungsbedürftig ist oder nicht?

Antwort: Wenn Sie auf die Schwierigkeiten Ihres Kindes nur noch mit Hilflosigkeit und Überforderung reagieren! Wenn ihr Kind auf Dauer in seiner Lebensqualität und im Alltag beeinträchtigt ist! Wenn dadurch bereits körperliche Beschwerden ohne organische Ursachen auftreten! Spätestens dann sollten Sie einen Fachmann (Arzt, Psychotherapeuten) aufsuchen. Ein Kind kann diese Entscheidung nicht selbst treffen. Darum sollten Sie diese Entscheidung Ihrem Kind unbedingt abnehmen, besonders wenn Sie eines oder mehrere der weiter unten aufgeführten Problembereiche bei Ihrem Kind feststellen sollten.

Ø Wissenschaftliche Studien zeigen auf: Wird bei Kindern frühzeitig eine angemessene Behandlung eingeleitet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Entwicklungsdefizite vermindert werden können. Somit kann bereits im frühen Kleinkindalter z.B. durch den Einsatz spezifiell entwickelter Verfahren wie Elterntrainings der Entstehung von Entwicklungsdefizite vorgebeugt werden. Während dessen sind Entwicklungsdefizite im höheren Alter (z.B. Erwachsenenalter) nur noch durch langwierige Maßnahmen oder teilweise gar nicht mehr zu kompensieren.

Wann empfiehlt es sich einen Psychotherapeuten aufsuchen?

Im Folgenden zähle ich mögliche Veränderungen bei Kindern auf, die auf den Beginn oder den Verlauf einer psychischen Störung im Kindes- und Jugendalter hindeuten können. In diesem Fall sollten Sie einen Psychotherapeuten aufsuchen!

Hatte das Kind als Säugling Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme (Nahrungsverweigerung), war es ein sogenanntes Schreibaby, konnte es erst sehr spät laufen (z.B. mit 2 Jahren), gab es schwere Krankheitsverläufe im Säuglings- und Kleinkindalter? · Gab es Schwierigkeiten mit anderen Kindern im Kindergarten, Beschwerden von anderen Eltern oder Erziehern über ihr Kind? · War das Kind unangemessen spät trocken und begann später (z.B. kurz nach der Einschulung) wieder Einzunässen (nachts oder am Tag)? · Zieht es sich zurück, ist es überaus ängstlich, hat es Kontaktschwierigkeiten, hat es ein geringes Selbstwertgefühl? · Konzentrationsschwierigkeiten oder einen übermäßigen motorischen Bewegungsdrang, ist es oft abgelenkt bei den Hausaufgaben, reagiert häufig impulsiv, gibt es immer · Probleme bei den Hausaufgaben, ist es im Straßenverkehr häufig unvorsichtig, kann nicht still sitzen? · Ist das Kind auffallend oppositionell und häufig aggressiv? · Hat das Kind Schwierigkeiten in der Schule, kommt das Kind Ihren Aufforderungen zu Hause nicht nach, gibt es häufig Streit wegen den Hausaufgaben oder andere Verhaltensprobleme? ·  Hat das Kind häufig Wutanfälle? · Hat das Kind ein unangenehmes Erlebnis zu bewältigen, wie den Tod eines Verwandten, Unfall, Ehescheidung, Tod eines geliebten Haustiers etc. und kommt es darüber nicht hinweg (z.B. weint häufig ohne Grund) ? · Findet das Kind sich selbst hässlich, wird oft gehänselt, von anderen Kindern ausgegrenzt? ·  Leidet das Kind unter Albträume oder Schlafstörungen? ·  Lügt Ihr Kind häufig, stiehlt es Wertgegenstände oder quält gern Tiere? ·  Leidet das Kind oder Jugendliche unter Essstörungen, ist zu dünn oder zu dick, isst es zu wenig oder zu viel?·  Zeigt das Kind Tics (Augenblinzeln, Kopfzucken etc.) ?  · Hat das Kind ohne erkennbaren Grund Kopf-, oder Bauchschmeren, ist es häufig körperlich erkrankt, wird bei dem Kind keine Ursache für die Erkrankung gefunden?·  Ist das Kind überdurchschnittlich begabt, hochintelligent? · Hat es deshalb wenig Freunde, wird es in der Schulklasse (bei jüngeren Kindern häufiger vorkommend) ausgegrenzt? · Entwickelt es sich zum Einzelgänger? · Hat sich das Kind schon mal selbst verletzt? · Hat das Kind psychische Probleme aufgrund einer chronischen Erkrankung (Asthma bronchiale, Neurodermitis, Angeborener Herzfehler, Spina befida, Akne vulgaris u. a.)  ·  Andere Störungsbilder ( wie Stottern, sexueller Missbrauch, Misshandlung, Ablehnung etc.) · Gibt es andere, hier nicht genannte Probleme und Auffälligkeiten?